„Unsere Verantwortung hört nicht auf“
Am 27. Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum 80. Mal. Bundeskanzler Olaf Scholz hat an einer Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt teilgenommen. In seiner Rede gedachte er der Opfer des Nationalsozialismus und sprach darüber, was die Politik, aber auch jede und jeder Einzelne für jüdisches Leben in Deutschland tun können.
Antisemitismus und unverhohlene Menschenfeindlichkeit erfahren vielerorts eine erschreckende und alarmierende Normalisierung. Unrecht nicht zu dulden, das müsse auch heute Richtschnur sein, 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, so Kanzler Scholz. „Wir schauen nicht weg. Wir schauen hin und wir handeln, wenn Bürgerinnen und Bürger unseres Landes angefeindet werden, weil sie Jüdinnen und Juden sind“, sagte er.
Gegen das Vergessen, für die Sichtbarkeit
Darüber hinaus müsse die Erinnerung an den von Deutschen begangenen Zivilisationsbruch der Schoah wachgehalten und jeder Generation in Deutschland immer wieder neu vermittelt werden. „Unsere Verantwortung hört nicht auf“, betonte der Kanzler. Es gehe um die Vermittlung der historischen Wahrheit, der unzweifelhaften Fakten, denen sich jede und jeder in unserem Land stellen müsse.
Zugleich müsse jüdisches Leben in Deutschland als Selbstverständlichkeit begriffen und behandelt werden. „Unser aller Anspruch – von dem wir niemals abrücken dürfen – muss sein, dass das jüdische Deutschland genauso selbstverständlich, genauso alltäglich ist wie das Deutschland jedes anderen Glaubens oder Nichtglaubens.“ Dazu gehöre auch die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in Deutschland.
Zu Beginn seiner Rede erinnerte der Kanzler an einen der größten Strafprozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte: Der sogenannte Auschwitz-Prozess begann Ende 1963 in Frankfurt. 18 Jahre nach Kriegsende standen 22 Mitglieder der Lagermannschaft von Auschwitz vor Gericht, über 350 Zeuginnen und Zeugen aus 19 Ländern berichteten von den unvorstellbaren Verbrechen. Für nicht wenige der Beobachterinnen und Beobachter bekamen die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik in Frankfurt erstmalig ein Gesicht und eine Stimme.
Zugefügt 2025 Januar 19